Gewaff aufsetzen (Abdeckblätter aus Zinn)
Das Gewaff meines letzten Keilers wollte ich gern ansprechend präsentieren und stöberte dazu im Internet herum. Schnell war klar, dass nur zwei Lösungen in Betracht kamen, entweder ein geschnitztes Brettchen oder ein rundes Brettchen mit Zinn-Abdeckern.
Angesichts der recht heftigen Preise und weil ich sowieso gerade etwas Zeit hatte, wollte ich das Geld wie immer einsparen und selbst Hand anlegen. Nun ja, die Schnitzerei traute ich mir dann doch nicht zu, aber mit Zinn hatte ich schon gearbeitet uns soo schwer konnte das ja auch gar nicht sein, oder?
Oder doch? Zunächst ersteigerte ich einen Zinnbaukasten bei der eBäuerin für 25 Euro fuffzich und hatte sogleich Formen, Ölsand, etwas Zinn in homöopathischer Menge, eine Kelle, Patina und Eisenwolle zur Verfügung. Das Zinn habe ich mit Klempnerlot gestreckt und für die finale Lackierung stand noch ein Klarlackstift im Schrank, den die Fa. Mercedes vor rund zwanzig Jahren beigesteuert hat.
Zunächst habe ich das Haupt eines Plastikkeilers abgegossen (ist es eigentlich Schleichwerbung, wenn man Reklame für Fa. Schleich macht?), was überraschend gut funktioniert hat.
Derart motiviert ging es nun daran, Vorlagen für das Eichenlaub zu besorgen. Das heißt, besorgen kann man gleich vergessen und selber machen ist angesagt. Ich suchte also wieder im Internet nach Vorlagen, welche ich dann ausdrucken und aus Fimo ausschneiden wollte.
Das Ergebnis war niederschmetternd. Die Blätter sahen nach allem möglichen aus, aber bestimmt nicht nach Eichenlaub. Deshalb noch einmal nachgedacht, wer produziert täuschend echt aussehendes Blattwerk der Eiche? Genau, die Eiche selbst!
Und diesmal wollte ich Formen aus Buchenholz bauen, in welche ich die Fimo-Matsche eingepresse und ich viele schöne Positivformen produzieren kann. Dazu nehme man zunächst ein paar Blätter, diese werden abfotografiert und im Gimp freigestellt. Der verbliebene Rest des Bildes wird vom Programm umrandet und es müssen nur noch die Blattrippen gezeichnet werden: Die Konturen habe ich dann herausgeproxxont, der Proxxonschleifer ist nämlich um Klassen besser als der Dämel.
Als Fräser haben sich übrigens alte Bohrer vom Zahnarzt bestens bewährt, die sind zwar an der Spitze stumpf und gehen deshalb nicht mehr im Patienten, aber wenn man die Flanken nutzt schleifen die durch alles, Kunststoff, Holz, Stahl, Finger...
Im nächsten Schritt habe ich das Fimo in die Negativformen gedrückt. Als Trennmittel habe ich erst Silikonöl benutzt, was das Fimo aber leider anlöst und glitschig werden lässt. Zum Glück wird es im Backofen trotzdem hart und die Masse wird natürlich viel weicher, sozusagen Fimo Extrasoft :) Ich bin dann auf Talkum umgestiegen, um die Holzform von der Knetmasse zu trennen. Überschüssiges Material habe ich mit dem Skalpell abgeschnitten und meine Rohlinge im Backofen gehärtet.
Leider sind die Plastikformen recht dick ausgefallen und mir schwante böses für die weitere Bearbeitung, Zinn ist nicht so weich, wie man meinen sollte, auch nicht mit recht hohem Bleianteil durch des Klempners Lot.
Die Sandformen habe ich wie in der Bedienungsanleitung beschrieben vorbereitet, Einguss- und Ablauflöcher gebohrt und schritt dann zum Guss. Wie erwartet, gibt es dabei jede Menge Gussgrate an der Stelle, wo sich die Formen treffen und natürlich an den vorher gebohrten Löchern. Und ja, die Blätter sind recht fleischig ausgefallen, so eine Art Eichen-Aloe, aber noch gut aussehend.
Und ja, der Formsand geht viel besser ab, wenn man die Form vorher mit Talkum behandelt, das gilt sinngemäß auch für die Schablonen...
Mit einer kleinen Bügelsäge, einer großen Flach-, sowie einer kleinen Halbrundfeile entstehen aus den Gussteilen tatsächlich die gewünschten Blätter.
Ich habe die Waffen konventionell auf das Brettchen gesetzt (von hinten geschraubt) und dann die Zinnblätter mit Schraubstock, Filz und Gummihammer in Form geklopft. Nachdem diese passten, wurden sie in der Patinierflüssigkeit künstlich gealtert, danach mit Eisenwolle und Messingbürste (Proxxon!) wieder ansehnlich gemacht und mit dem Klarlack konserviert.
Nun kommt der puzzelige Teil, das Löten der Gussteile auf eine Messing-Unterlegscheibe.... aber auch das geht irgendwie.
Nun kann man von vorn leider das Loch des Messingrings und später die Schraube sehen, aber dafür haben wir ja eingangs das Haupt gegossen!
Ich habe von hinten ein Sackloch gebohrt und ein 4mm Gewinde geschnitten, passenderweise hatte ich noch eine 4mm Niro-Gewindestange, die farblich sogar passt. Diese habe ich so gebogen, dass das Haupt einigermaßen mittig auf dem Laubkranz zu liegen kommt und dann mit Loctite eingeklebt.
So weit, so gut. Nur konnte man nun die Gewindestange von der Seite sehen, und farblich passend oder nicht, es sah einfach grauenvoll aus.
Also Plan B. Aus einem Zinnrest der Ablauflöcher habe ich eine Scheibe abgesägt, in der Mitte ein Gewinde gebohrt und zwei kleine Eichenblätter angelötet.
Das Ganze wurde patiniert, lackiert, hinter den Keilerkopf geschraubt und ebenfalls mit Loctite fixiert.
Wie alles zusammen passt
Das Haupt mit der Gewindestange samt montierten Seitenblendenblättern wird von oben/vorn in den Blätterkranz gesteckt und von unten mit einer selbstsichernden Mutter verschraubt.
Das ganze Konstrukt wird zwischen Haderer und Hauer geschoben und von hinten mit einer weiteren selbstsichernden Mutter festgeschraubt.
Das wars! Die Beißerchen sind jetzt wandfertig: