Das Gong-Telefonanlagen-Interface GTI
Die Lage
Ich nutze seit Jahren eine nunmehr etwas überalterte ISDN-Anlage Eumex 208 mit einem proprietären Türfreisprechmodul, welches seinerzeit als zukunftsweisend angepriesen wurde...
Drückt jemand auf die Klingel, wird das an allen dazu konfigurierten Telefonen durch einen speziellen Ruf signalisiert (Telefonanruf = Ring Pause, Tür = Ring Ring Pause).
Damit kamen wir hier auch jahrelang klar, aber mittlerweile machen Telefone nicht mehr "Ring" sondern geben allerlei merkwürdige Melodien von sich, wodurch teilweise nicht mehr eindeutig zwischen Türruf und Telefonanruf unterschieden werden kann. Meine weitaus bessere Hälfte verlangte nach einem klassischen Türgong (wie profan), ich dagegen bestand auf der Türfreisprechanlage, weil die ganz ohne Benutzung jede Menge Klinkenputzer und zwielichtiges Volk vergrämt.
Die Lösung
Wenn man die Anlage so umkonfiguriert, dass nur noch ein Telefon klingelt und dieses dann durch einen Gong ersetzt, werden beide Wünsche wahr, es gongt nur noch und durch Anwahl der Tür (99) kann man die Türstelle weiterhin benutzen.
Nun versuche man mal, so ein Teil zu kaufen...
Ich begann also mit der Recherche, wie man den Ruf, welcher das Bimmeln auslöst, überhaupt auswertet. Bei meiner Reise in die Vergangenheit wurde ich dann im Elektor Halbleiterschaltungsheft 1993 fündig - naja, die Telefontechnik ist ja auch nicht gerade neu. Ich habe den für mich wichtigen Teil der Schaltung extrahiert und auf Lochrasterplatine aufgebaut, allerdings mit anderem Elko (22uF war grade nicht in der Bastelkiste) und anderem Optokoppler und es schaltet tatsächlich!
Der Rest ist schnell erzählt, ein AVR ATTINY13A wurde mit einem Minimal-C-Programm befruchtet, das ganze mit einem Netzteil am Klingeltrafo versehen und eingedost - fertig!
Da früher locker 30 Sekunden die Telefone klingelten, nutzte ich die Gelegenheit und lasse den AVR nun nur noch zweimal klingeln und danach für 30 Sekunden pausieren - sehr angenehm! Und Sturmklingeln geht auch nicht mehr :-)
Die Schaltung ist recht übersichtlich, galvanisch vom Telefonnetz getrennt und darf natürlich nur an privaten Telefonanlagen betrieben werden, andernfalls explodieren die Vermittlungsstellen der Telekom mangels Absicherung augenblicklich!!!
Für die Unerschrockenen: der Schaltplan:
Der Mini-Prozessor läuft mit 128kHz (interner Oszillator)! Beim Brennen bitte beachten, die beiden Lockbits werden nicht gebrannt.
Das Mini-C-Programm gong.c | Das Hex-File Gong_V1.hex |
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/* * gong.c * * Created on: 29.12.2013 * Author: schroe */ #include <avr/io.h> #include <util/delay.h> int main() { while (1) { /*PB0 als Aus-, alle anderen Pins als Eingang benutzen */ DDRB = 0x01; /* Interne PullUps für PB5,4,3 und 2 setzen, Port PB0 auf EINS setzen */ PORTB = 0b00111101; if ( !(PINB & (1<<PINB1)) ) { /* Wenn PB1 auf Null geht, bitte klingeln */ PORTB ^= ( 1 << PB0 ); // Toggle PB0 : DING _delay_ms(20); // 0.2 Sekunden warten PORTB ^= ( 1 << PB0 ); // Toggle PB0 : DONG _delay_ms(166); // 2 Sekunden Pause /* Und nochmal, aber dann ist Ruhe */ PORTB ^= ( 1 << PB0 ); // Toggle PB0 : DING _delay_ms(20); // 0.2 Sekunden warten PORTB ^= ( 1 << PB0 ); // Toggle PB0 : DONG _delay_ms(3200); // 30 Sekunden Pause } } } |
:1000000009C00EC00DC00CC00BC00AC009C008C09A :1000100007C006C011241FBECFE9CDBF02D02FC03C :10002000EFCF81E02DE387BB28BBB199FCCF98B31C :10003000982798BBEFE7F2E03197F1F700C0000096 :1000400098B3982798BBEFEBF4E13197F1F700C034 :10005000000098B3982798BBEFE7F2E03197F1F7EB :1000600000C0000098B3982798BBFFEF3FE341E042 :10007000F15030404040E1F700C00000D4CFF89488 :02008000FFCFB0 :00000001FF |
Hier der Prototyp:
Das Gehäuse ist übrigens ein ehemaliger Drucker-/V.24-Umschalter, welchen ich aus dem Schrott gefischt habe. Die Löcher in den Aluplatten habe ich mit Alu-Klebeband vom Lidl geschlossen und von der Rückseite mit - ja man wartet förmlich darauf - Heißkleber vergossen.